Gastbeitrag von Gesa Last
In der Gemarkung Herpf liegt unweit der Ortschaften Rippershausen, Stepfershausen und Herpf der Geschützte Landschaftsbestandteil Mehlweiß.
Das naturschutzfachlich wertvolle Landschafts-Mosaik aus strukturreichen Wiesen und Gebüschen stellt in Verbindung mit der angrenzenden Wacholderheide auf der Graukuppe einen einzigartigen Biotopverbund dar.
Ein Wechselspiel aus Feucht- und Trockenbiotopen bietet zahlreichen seltenen Arten Lebensraum — Bedingungen wie sie in unserer heutigen Kulturlandschaft rar geworden sind.
Die Pflege der Fläche obliegt bereits seit vielen Jahren der Koordination des Landschaftspflegeverbands „Thüringer Rhön“/der Natura 2000-Station „Rhön“.
Auf über zwei Hektar Fläche findet hier jährlich eine schonende Pflegemahd statt, welche speziell auf die Besonderheiten der Fläche angepasst ist.
So berücksichtigt sie unter anderem das große Vorkommen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer geschützten Tagfalterart, dessen Überleben von dem Vorkommen des Großen Wiesenknopfes und bestimmter Ameisenarten abhängig ist.
Bei einer Arterfassung im Jahr 2024 wurden hier eindrucksvolle 50 Individuen gezählt. Die kontinuierliche Sukzession durch Unternutzung der Fläche wurde durch eine Entbuschung im Winter 2016/17 eingedämmt.
Trotz herausragender Flächeneigenschaften und jahrelanger fachgemäßer Pflege steht die Fläche unter Druck. Hauptgrund hierfür ist die zunehmende sommerliche Wasserknappheit, sowie die stete Gefahr der Unternutzung und folgende Verbrachung.
Besonders die Feuchtbiotope, welche von alten Entwässerungsgräben durchzogen sind, haben mit der Sommertrockenheit zu kämpfen. Dabei ist der Wasserrückhalt in der Landschaft in Zeiten verstärkter Trockenperioden unverzichtbar — insbesondere für die Landwirtschaft.
Um den Folgen der Verbrachung und Entwässerung entgegenzuwirken wurde die Fläche 2023 in das ENL*-Feuchtflächenprojekt begonnen. Das Projekt des Landschaftspflegeverbandes „Thüringer Rhön“ e.V. wird zu 100% durch die EU und das Land Thüringen gefördert.
Es hat die Wiederherstellung und Aufwertung verschiedener Feuchtflächen in der Thüringer Rhön, mit Schwerpunkt in der Kulisse des Biosphärenreservats zum Ziel.
Über das Projekt kann so nicht nur die jährliche Pflegemahd bis 2027 abgesichert werden, sondern auch ein Großteil der Fläche entbuscht werden. Besonders stark wüchsige, beschattende Weiden wurden reduziert oder entnommen.
Doch vor allem der Wasserrückhalt steht bei dieser Flächenpflege im Vordergrund. Im Winter 2024/ 2025 wurden in emsiger Handarbeit fünf wasserhaltende Lehmriegel in die Entwässerungsgräben eingebracht. Bereits im Frühjahr zeigten sich die ersten Erfolge.
Das Wasser fließt gleichmäßig durch und über das wertvolle Niedermoor und kann somit auch im Sommer im Boden gespeichert werden. Dies hat das Trockenfallen eines, ausschließlich über die Drainagegräben gespeisten Ablaufbeckens zur Folge, welches besonders für Libellen und Amphibien ein wertvolles Habitat darstellt.
Da das Stillgewässer bereits sehr weit verlandet ist, besteht nun die Chance es im Winter 2025/26 umfassend zu sanieren. Aktuell soll der Wasserrückhalt im Tümpel verbessert und das stark einwachsende Röhricht zurückgedrängt werden.
„Wiedervernässung und Entbuschung stellen starke Eingriffe auf der Fläche dar und sehen besonders in den Wintermonaten, vergleichsweise wüst aus“, so Svea Jahnk vom Projektteam. „Jedoch geben sie seltenen Arten wie der Davall-Segge, dem Sumpfsitter und dem Wiesenknopf-Ameisenbläuling die Chance sich positiv zu entwickeln.“
*ENL - Programm „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft“ des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten